Es ist SOMMER. Anfang August. Genau genommen Dienstag, der 4. August 2009. Das Thermometer zeigt enorme 13°C, der Nieselregen klammert sich beharrlich an den Bergwänden des Tegernseer Tales fest und sorgt somit bei Touristen und bei mir für Nervenreizung.
Ich sitze, in Kaschmirpulli und Daunenweste gehüllt, in kalter Zugluft! Auf Empfehlung des Herrn von der Wasserschadenbeseitigungsfirma aus der Nähe von Bad Tölz sind alle Fenster und Türen des Hauses weit geöffnet, damit die feuchte Luft ´raus kann. Na bravo – es zieht wie Hechtsuppe! Kurz vorm bibbern schliesse ich wieder alle Hausöffnungen und drehe die Heizkörper bis zum Anschlag voll auf. Zu Beginn sorgen sie nur in ihrer unmittelbaren Umgebung für angenehme Wärme. Wenn es dann endlich wieder im ganzen Haus mollig warm ist, geht das Spielchen von vorne los: Fenster und Türen auf…! Alle Wärme fliegt ´raus, ich fliege in eine depressive Phase! Um psychischen Schaden von mir abzuwenden habe ich begonnen, mir diesen vermaledeiten Sonntag von der Seele zu schreiben: Sonntag, 2. August 2009. Während ich nach dem Mittagessen in meinem Arbeitszimmer im Untergeschoß meines Hauses am PC sitze und eine Mail an meine Schul-Freundin Birgit tippe, erfreue ich mich hin und wieder an murmelgroßen Hagelbällen, die munter auf meinem Rasen herumhüpfen. Ich schätze den Durchmesser auf 5 cm. Gewitter und Sturm toben draussen, ausserhalb meiner vier Wände. Igendwann beende ich die Mail und drücke zufrieden auf „senden“. Birgit und ich waren dicke Freundinnen und lachten uns während unserer gemeinsamen Schulzeit über vieles fast kaputt. Leider verloren wir uns aus den Augen und fanden uns erst nach 40 Jahren dank einer Suchmaschine im Internet wieder. Wir schicken uns seitdem in unregelmässigen Abständen kurze Grüße oder auch längere Erzählungen, wenn sich etwas Interessantes in unseren Leben ereignet hat. Es ist früher Nachmittag. Ich vergesse das Unwetter und entscheide mich, endlich zu duschen, meine Haare zu waschen und zu fönen. Währenddessen nimmt das Grauen über mir im 1. Stock meines Hauses – von mir völlig unbemerkt – seinen Lauf: Irgend etwas läßt mich das Badezimmer nach dem Fönen unbekleidet verlassen und einen Blick in den Flur werfen. Nanu? Woher kommt denn das Wasser, das da durch das Treppenhaus auf meinen schönen, roten Teppich hier im Untergeschoß tropft? Habe ich etwa in der Küche den Wasserhahn nicht zugedreht? Oder ist eine Leitung geplatzt? Beunruhigt düse ich nach oben, um mir einen Überblick zu verschafffen. Ohhhhh, das Treppenhaus im 1. Stock beginnt zu überschwemmen. Das Haus befindet sich in einer Hanglange. d.h. ich fahre und gehe im Dachgeschoß ins Haus, gehe 1 Stockwerk tiefer und befinde mich in der Wohnetage. Auf dieser Höhe befindet sich aufgrund der Hanglage mein Keller. Unter der Kellertür hindurch quillt Wasser, vermischt mit Schlamm, hervor! Ich reisse die Tür auf und suche, an den Füßen immerhin mit weißen Espandrillos bekleidet, durch braune Brühe watend, die Ursache. Nun ja, mein Keller ist vollgestellt. Auch vor dem kleinen Fenster steht zur Hälfte ein hohes Regal, so dass ich nicht genau sehen kann, ob alles durch das Fenster hereinströmt. Aber es ist geschlossen! DAS ist ja merkwürdig. Sofort öffne ich die Tür zum angrenzenden, etwas tiefer liegenden zweiten Keller (hier befindet sich übrigens Karl-Friedrich, mein nagelneuer, sau-teurer, benzinbetriebener Super-Rasenmäher mit Geschwindigkeitsregler, Höhenversteller und Mulchvorrichtung!). Ich begebe mich die 4 Stufen hinab und schliesse schnell die Aussentür auf, damit sich die kalte, eklig-braune Flüssigkeit dahin ergießen kann. Karl-Friedrich steht bereits bis über seine Räder in den Fluten! Dann rase ich ins Untergeschoß (Ankleidezimmer, Badezimmer, Schlafzimmer, Gästezimmer, Gästebad, Arbeitszimmer, Waschküche, Heizungskeller) und reisse aus dem Kleiderschrank große, weiße Badetücher. Damit bewaffnet sprinte ich (übrigens noch immer nackt) wieder die Treppe hinauf in den 1. Stock und lege die Tücher unter das Treppengeländer auf den Boden, so dass damit – wie ich Oberoptimist hoffe – der Wasserfall nach unten gestoppt wird. Mittlerweile läuft es in die Garderobennische hinein. Nanana! es wird doch wohl nicht auch noch ins Gäste-WC…?! Die beiden roten Teppiche, die hier liegen, über das Treppengeländer zu hängen, fällt mir in meiner beginnenden Traumatisierung nicht ein. Petrus wird seine Schleusen sicherlich gleich wieder schliessen und dann inspiziere ich in aller Ruhe den Keller, um den Defekt zu finden. Ohhh, weit gefehlt. Mein Weltuntergang befindet sich erst in den Startlöchern…….!!! Nachdem der Fluß unter der Kellertür nicht versiegt beschliesse ich, mir etwas Unempfindliches anzuziehen und nochmal nachzusehen. Das ist gut so!, denn als ich die Tür abermals öffne, rauscht das Wasser wie bei einem Schleusenbruch unter der Eisentür des Öltankraums heraus! Die Tür befindet sich in etwa 1 m Höhe vom Boden entfernt und der dahinterliegende Raum liegt nochmal um ca. weitere 80 cm tiefer. Das bedeutet, dass der Tankraum mit dem 10.000-Liter-Tank in der Mitte bis zu einer Höhe von ca. 1,80 m voll gelaufen ist mit Wasser und Schlamm! Und es regnet unverdrossen weiter….. Jetzt komme ich richtig in Fahrt! ´Runter in den Arbeitsraum, ´ran ans Telefon. 112!!! „Hier ist der Notruf der Feuerwehr. Alle Telefon-Leitungen sind besetzt. Legen Sie nicht auf!….. Hier ist der Notruf der Feuerwehr. Alle Telefon-Leitungen sind besetzt……“ Es vergeht eine ganze Weile, bis mir endlich eine menschliche Stimme entgegentönt: „Notrufzentrale der Feuerwehr. Was kann ich für Sie tun?“ „Ich ertrinke in meinem Haus!“ schreie ich den Telefonhörer an. „Das Wasser stürzt unkontrolliert herein. Bitte kommen Sie!!!“ Der freundliche Herr am anderen Ende der Leitung: „Ich kann Ihre Aufregung gut verstehen Frau…ähh, wie war noch gleich der Name?“ „Tscherntsche!“ schreie ich ins Telefon. „Und wo wohnen Sie?“ Ich keuche die genaue Adresse MIT der Hausnummer. „Und welche Hausnummer?“ „Fünfzehn“ – ich kreische! „Wissen Sie, ich brauche zuerst ihre genauen Angaben, Sie verstehen?“ „WASSS…..?“ In meinem Kopf befindet sich ein einziges Wort der Entrüstung: Himmeldonnerwetter! „Ich schicke Ihnen eine Mannschaft, sobald eine frei ist. Hier sind schon viele Notrufe eingegangen.“ Wir beenden das Telefonat. Wenn ich schon hier bin, kann ich ja gleich weitertelefonieren. Ich wähle die Nummer meines Vermieters. Seine Frau geht nach vielem Getute ´ran. Ich schreie wieder, dass ich im Hause zu ertrinken drohe, nicht weiß, woher die Wasser- und Schlammmassen kommen und dringend Hilfe brauche. „Bei uns sieht es auch nicht anders aus. Wir haben auch Wasser im Haus. Ich glaube, man muss die Hagelstücke wegschieben. Die verklumpen miteinander und verstopfen so die Abflüsse.“ Aha! Ich gebe auf und renne nach ganz oben, schaue vorsichtig aus dem Flurfenster: EINE Wasserfläche – von meiner Haustür über meine 3 Parkplätze vor dem Haus bis hin zur Strasse. EINE Wasserfläche, auf der weiße Bälle schwimmen, die immer wieder versuchen, den auf sie fallenden dicken Regentropfen auszuweichen. IN MEIN HAUS HINEIN!!! Ich lasse die Haustür erstmal zu und renne zur Garagentür, öffne sie und sehe meinen Wagen im Wasser stehen. Ohgott! Warum ich jetzt das elektrische Garagentor öffne, weiß ich nicht. Ich schnappe mir den einzigen Besen, renne zur Haustür, reisse sie beherzt auf und fuchtel etwa auf Höhe des Lichtschachtes im Wasser herum. Nichts geschieht, ausser, dass ich in dem hagelkornkalten Wasser zu frieren beginne. Mit dem Besen in der Hand haste ich verzweifelt wieder ins Untergeschoß. Jetzt hole ich weitere Badetücher. Leider besitze ich nur schöne, weiße, flauschige Handtücher einer für ihre Qualität und daher auch für ihren Preis bekannten Firma. Ich lege sie vor die Schlafräume und denke dabei an meine Waschmaschine. Dann gehe ich wieder nach oben. Ab und zu starre ich auf die Kellertür, die ich mich nicht mehr traue, zu öffnen. Meine Traumatisierung schreitet fort. Ich gehe wieder zurück ins Untergeschoß, in dem sich mittlerweile auch mein Arbeitszimmer vollsaugt und beginne das, was da ansteigt, in den Gulli der Waschküche zu schieben. Die vor dem Gäste-, dem Schlaf- und Ankleidezimmer positionierten, dicken Handtücher werden schwarz. Für das Arbeitszimmer ist es leider zu spät….. Das Naß läuft und läuft von oben herunter. Ich schiebe und schiebe, mental mit Stoßgebeten gen Himmel beschäftigt, der Spuk möge bitte SOFORT ein Ende haben. Ich habe keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen ist, bis ich, fast wie durch einen Schleier, die Stimme meines Vermieters höre. Er kommt in Gummistiefeln, gefolgt von seiner Frau, die Treppe herunter. „Ach, wie sieht es denn hier aus…?!“ Er schreitet mit großen Schritten durch´s zentimeterhohe Schwarz-Braune, inspiziert die Räume. „Woher kommt denn das alles?“ Ich deute auf die Kellertür, unter der es weiter hervorquillt. Er öffnet sie und watet durch die Fluten. Dann fragt er nach einem neuen Handtuch, das er – und darauf hätte ICH ja auch kommen können – von innen vor die Tür legen möchte. Seine Frau fragt freundlich nach einem Gummischaber oder Besen, um unten schon mal den Gulli zu beglücken… Ich reiche ihr meinen Besen, einen zweiten besitze ich nicht. Dafür aber einen kleinen Schaber, um den ich normalerweise ein trockenes Antistatisch-Tuch klemme, um den Holzböden Staub und Wollmäuse zu entlocken. So schieben wir beide im Untergeschoß was das Zeug hält: im Arbeitszimmer, im Flur, in der Waschküche. Für einen Moment erwache ich aus meiner Starre und fange leicht an zu lachen. „Das hätten Sie auch nicht gedacht, dass wir beide mal gemeinsam Wasser schieben?“ Sie grinst zurück. Aber nur ein bißchen. Die Arbeit geht vor. Irgendwann gehe ich zurück in den 1. Stock. Mein Vermieter hat einen Eimer gefunden und wischt den Parkettboden der Küche sauber. In Ermangelung eines Feudels mit MEINEN Handtüchern! Er stöhnt: „Das Parkett, das schöööne Parkett!“ Noch nimmt der Fluß interessanterweise seinen Weg vorbei an meiner großen, zweiflügeligen Wohnzimmertür. Hoffentlich bleibt das so! Der geflieste Eßzimmerboden verfügt über keine trockene Stelle mehr. Das Wasser steht zentimeterhoch. Meine Möbel ertragen stumm die Fluten. Weiterhin fliessen Massen unter der Tür hindurch, um sich ungeniert zu ergießen und über den Treppenhausboden wie ein Wasserfall nach unten zu stürzen. Ich beginne wieder zu schieben. Raus aus dem Eßzimmer, alles die Treppe ´runter, immer schön die Treppenhauswände bespritzend. DAS ist mir jetzt egal! Meine Vermieterin nimmt es entgegen und schiebt in Richtung Waschküchengulli weiter. Mein riesengroßer, antiker Spiegel steht im Untergeschoß in der Pampe und 2 Steckdosen in der Eßzimmerwand zum Öltankraum spucken Wasser und Dreck! Endlich ertönt ganz oben eine mir fremde Stimme: der Hauptmann des mittlerweile eingetroffenen Feuerwehrzuges. Er und mein Vermieter begrüßen sich per Handschlag. Man kennt sich. „Woher kommt es denn?“ will der Hauptmann wissen. Beide gehen in den Keller. Meine Vermieterin und ich schieben weiter, jede an ihrer Position. Die Feuerwehrmänner schleppen ein großes Gerät die erste Treppe herunter. „Wo ist es denn am schlimmsten?“ fragt ein netter junger Mann. „Und wo ist hier eine Steckdose?“ fragt ein anderer Feuerwehrler. „Haben Sie schon alle Sicherungen ausgeschaltet? Es könnte sonst einen Kurzen geben…!“ spricht ein weiterer Mann in Uniform mich an. „Sicherungen??? Nein!“ An was man bei so einem Ereignis alles denken muss… Die heftigen Regenfälle haben aufgehört. Wann die Hagelei vorbei war, habe ich gar nicht mitbekommen. Endlich nimmt ein Feuerwehrmann eine hinter ihm montierte Steckdose wahr und fummelt mit dem Stecker des Wassersaugers darin herum. Keine Chance – Kindersicherung!!! Ich helfe ihm, der Sauger startet. Welch ein Glück, dass es die Feuerwehr gibt! Die Männer sind wirklich sehr fleissig und machen sich sogar Gedanken um meine Möbel. „Wo können wir denn die Sachen aus dem Eßzimmer unterstellen, damit die keinen weiteren Schaden nehmen? Gibt es hier im Haus irgendwo eine Möglichkeit dafür?“ möchte ein besorgter Helfer wissen. „Nein, leider, ich habe keinen Raum dafür frei, einen trockenen schon gar nicht…!“ Dann entdecken sie das glücklicherweise unbeschadet gebliebene Wohnzimmer. Sie sehen erst mich an, dann wieder das Wohnzimmer. Einer schüttelt den Kopf: „Nein, da rein nicht. Der Raum ist viel zu schön. Den würden wir ja komplett zustellen…!“ Also werden die Möbel in die Mitte des Eßzimmers geschoben, weg von der Wand, aus deren Steckdosen die Pampe wie gespuckt zu Boden fließt. Aber das macht den Kohl nun auch nicht mehr fett! Nach kurzer Zeit sehen die Fliesen wieder das Tageslicht und der Sauger kommt im Flur sowie im Gäste-WC zum Einsatz. Wir, meine Vermieterin und ich, schieben im Untergeschoß weiter! Irgendwann fällt ihr ein, dass wir den großen, antiken Spiegel vielleicht aufbocken sollten… Guuute Idee – warum komme ICH eigentlich nicht darauf??? „Haben Sie irgendwo Holzstücke?“ „Holz? Habe ich nicht…!“ „So´n Quatsch, natürlich habe ich Holz. Viel Holz sogar. Es lagert hochgestapelt neben dem Garagentor und dient im Winter als Futter für den Kachelofen. Aber kann mir Jemand sagen, warum mir das nicht einfällt? „Oder vielleicht gibt es gleichhohe Schüsseln…?“ „Ja, die habe ich. In der Küche! Ich hole zwei!“ Beruhigt, etwas retten zu können, trage ich 2 ovale weiße Auflaufschalen einer bekannten Möbelfirma mit vier Buchstaben hinunter. Der Spiegel ist für uns zu schwer. Ihr Mann, der mittlerweile mit dem Aufwischen meines Arbeitszimmers beschäftigt ist – das Parkett, das schöööne Parkett! – kommt zur Hilfe. Wir beide heben an, sie schiebt die Schalen drunter – geschafft! Das gute Stück steht jetzt trocken. Langsam werden meine Arme lahm vom vielen Schieben. Man müßte mal eine Pause einlegen… Endlich kommen die umsichtigen Helfer mit dem schweren Gerät ins Untergeschoß. Der Sauger schlürft und schlürft, bis auch hier die Böden befreit sind. Dann schleppen sie die Maschine wieder in den 1. Stock. Die Freude darüber, dass mein Gästezimmer, Schlafzimmer, Ankleidezimmer und Bad trocken geblieben sind, ist groß. Glück im Unglück! Ich freue mich die ganze Zeit so sehr darüber, dass ich völlig übersehe, dass das Kabuff unter der Treppe noch von Niemandem beachtet wurde. Ohhh nein! Das Kabuff, das Kabuff!!! Tür auf, alles dunkel. Na klar, die Sicherungen sind ja mittlerweile ´raus bis auf die eine für den Sauger. Dass der Boden verdächtig dunkel aussieht, stelle ich jedoch auch ohne Licht fest. „Hallo, hallo, entschuldigen Sie bitte, ich habe mein Kabuff vergessen. Hier unten, der Raum unter der Treppe. Er ist auch noch voller Schlamm!“ Die netten Helfer versprechen, in wenigen Minuten abermals mit dem Sauger herunter zu kommen. Ich räume derweil aus: 1 Garderobenständer mit in Plastikfolien hängender Kleidung, die eigentlich niemand braucht, diverse Ordner (meine Buchhaltung! der vergangenen Jahre), 2 mittelhohe Holzregale. Dann kommt der Sauger. Hach, wie schön, das ging aber schnell! Sofort im Anschluß daran wische ich den kleinsten aller Räume durch, krieche in die Ecken, hoffe, trotz fehlenden Lichtes alles erwischt zu haben und räume kurz danach alles wieder hinein, was vorübergehend auf meiner Behandlungsliege und auf meinem Schreibtisch im mittlerweile von meinem Vermieter gereinigten Arbeitszimmer-Parkettboden lagerte. Oben wird der Keller leergesaugt. Ich beginne mir Gedanken darüber zu machen, wie der Estrich unter den Böden trocken zu bekommen sein wird. Bautrocknungsgeräte! Ziemlich groß, sehr laut, absolut unerwünscht, voraussichtlich jedoch unentbehrlich. Uaaahhh, mir graut! Der Schrecken nimmt seinen Lauf und ich Beruhigungstropfen… Karl-Friedrich lebt!!! obwohl er bis über seine 4 Räder in der Pampe stand und erfreut sich bester Gesundheit (wir haben ihn 1 x angelassen – er kam sofort!) und auch mein Staubsauger, der ebenfalls dort stand, ist einsatzfähig! Unglaublich, oder? Ich erkläre mir das mit „höherer Gewalt“ )))) Meine Wollteppiche übrigens stinken ganz widerlich. Den Läufer und den kleinen Teppich hatte mein Vermieter zum Trocknen in den fast unversehrt gebliebenen Heizungskeller getragen. Die hohe Stufe an der Eisentür war für den Schlamm eine echte Herausforderung, die er verloren hat! Aber an den Wänden weisen dunkle Streifen darauf hin, dass hier Rinnsale hinuntergeflossen sind. Der große Teppich liegt seit Sonntag, über meine weiße Sonnenliege gebreitet, auf der Terrasse zum Trocknen. Das ist natürlich bei DEN Regenfällen, die bis gestern Nachmittag anhielten, aussichtslos. Meine Tochter Sarah und ich tragen alles unter Lachanfällen aus dem Untergeschoß hinauf in die Garage. In Extremsituationen neigen die Mitglieder meiner Familie eher zum Lachen als zum Weinen oder gar Fluchen. Die kleinen Teppiche rollen wir flott zusammen und tragen sie in Bestlaune völlig locker (WIR waren locker, nicht die Teppiche!) nach oben. Mit dem großen Stück ist das dann schon ein wenig schwieriger. Das gesamte Treppenhaus ist seit unserer gestrigen Großputzaktion gut sauber und vor allem TROCKEN! Wir nehmen also den Teppich, jede an einem Ende, hoch und betreten das Haus durch mein Arbeitszimmer. Ich spüre etwas auf meinem Schuh und in meiner rechten Hand. „Sarah, er tropft…!“ Mannomann, watt ham wir gelacht. Als wenn DAS jetzt noch eine Rolle spielte und als wenn DAS jetzt noch schlimm wäre nach DEM, was hier zuvor im Treppenhaus los war )). Durch unsere Lacherei haben wir ein wenig mehr Mühe, das wirklich schwere Teil ganz nach oben zu schleppen. Sarah hatte zuvor die Garage abermals durchgewischt, weil natürlich von meinen Reifen bereits wieder Dreck von der Strasse ´reingefahren war. Darauf hätten wir die Wollteile ja nicht legen können. Mein Auto hat draußen übernachtet. Zwischen 10 und 12 Uhr kommt morgen ein Fahrer von der Fa. Rebelein, holt die 3 )Stinkis ?) ab und bringt sie – hoffentlich – in einer Woche zurück. Die 4 Gardinenteile bringe ich in die Reinigung wenn ich weiß, wann ich sie wieder aufhängen kann. Montag Mittag kommt mein Gärtner, Herr Engel, und geht dem Restschlamm vor dem Haus mit seinem Hochdruckreiniger bei strömendem Regen zu Leibe. Die Hälfte hat er in einer knapp 4-Stunden-Aktion geschafft. Für den Rest kommt er morgen wieder. Der Ärmste ist total durchnässt. Meine Möbel haben zwar die Nässe etc. abgekriegt, sehen aber – so weit ich das beurteilen kann – verhältnismässig gut aus. Vielleicht bleiben gar keine Spuren zurück. Die Kellerschränke haben wir aufgebockt, so dass die Feuchtigkeit darunter entweichen kann. Alles, was dort in den Regalen lagerte, liegt noch immer dort – unversehrt! Das Wasser floß ja über den Boden, es flog nicht durch die Luft… Fliegend kamen nur DIE Massen im Untergeschoß an, die entweder als Wasserfall dort landeten oder die, die ich mit meiner Methode aus dem Eßzimmer mit Schwung ´raus- und die Treppe ´runterschob. Die Wände sahen dementsprechend aus! Aber: Qualität zahlt sich aus. Sarah und ich konnten alles so gut abwaschen, dass fast nichts zu sehen ist. Das macht ein erneutes Streichen – ausserdem habe ich gar keine Farbe mehr davon übrig – überflüssig. Glück gehabt! Ich muss sagen, dass der muffige Geruch im Haus wesentlich weniger ist. Die Heizungen laufen volle Pulle. Ab und zu drehe ich sie wieder ´runter, dann reisse ich alle Fenster und Türen auf, um die gesamte Wärme – und hoffentlich die sich darin befindende Feuchtigkeit – nach draußen zu entlassen. Das wiederhole ich in regelmässigen Abständen. Diese Empfehlung von Herrn T. scheint zu helfen. Heute soll es wärmer werden. DAS wird helfen! Meine Nerven auf DIESER Bühne meines Lebens werden ziemlich strapaziert. Seit Donnerstag, 06.08.2009, laufen 9 Bautrocknungsgeräte mit Höllenlärm auf Hochtouren und ich mehrmals täglich zum Ausguß – Wasser wegbringen…. Damit sich die Eimer nicht mit schweren 1o Litern füllen, schaue ich lieber alle paar Stunden nach und leere. In der zweiten Nacht versuche ich das Schlafen mal MIT den Maschinen. Aussichtslos! An die 20 x werde ich wach… Das ist Schlaffriedensbruch und inakzeptabel. Tagsüber suche ich entweder das Weite ausserhalb meiner vier Wände oder ich harre auf meinem Ost- und meinem Süd-West-Balkon aus, bzw. strecke mich bei Sonnenschein auf meiner Liege auf der Terrasse aus. Da draussen höre ich die Motoren nicht! Mein Gott, und dann DIESE Luft im Haus. Heiß. Staubig. Ungesund? Am Freitag früh, 7.8.09, erkundige ich mich bei der Firma S., ob sie mir einen Sachverständigen nennen können, der die Luft im Haus auf Gesundheitsschädlichkeit überprüft. Uiii, sind die schnell. Innerhalb 1 Stunde! steht Herr T. mit einem Ionisierungsgerät vor der Tür! Einen Sachverständigen können sie mir natürlich NICHT nennen. Das dachte ich mir ja schon… Am 01.09.09 werden einige dieser gelben, über den Boden verteilten Plastikschläuche, die mich irgendwie an Regenwürmer erinnern, entfernt. Eine Maschine und ein Ventilator verschwinden ebenfalls aus meinem Leben. Der Rest bleibt noch hier mit der Aussicht, Ende der kommenden Woche abermals reduziert zu werden. Na dann… Am 29.09.09 taucht ein freundlicher junger Mann in adretter weißer Handwerkerhose auf. Er ist ausgestattet mit einer gewissen Langsamkeit, einer Fugenfräse und Kleinwerkzeug. Kaum setzt er die Fräse im 1. Stock an, um die defekten Bodenfliesen zu entfernen, staubt´s. Sofort trage ich meinen Staubsauger hinauf, hocke mich neben ihn und halte den Schlauch so nah wie möglich an das stauberzeugende Gerät. So arbeiten wir, Kopf an Kopf am Boden hockend, bis alle 4 Fugen durchtrennt sind. Ich frage ihn nach seinem Mundschutz. „Mundschutz? Brauch ich nicht.“ Er grinst. Ich nicht. „Machen Sie sich denn keine Gedanken darüber, was Sie bei ihrer Arbeit alles einatmen?“ „Nööö, wozu denn? Ich rauche ja auch…“ Nein, diese Jugend…! Heute Abend, wenn auch dieser Teil der Wiederinstandsetzungsarbeiten hoffentlich abgeschlossen sein wird, mache ich 3 Kreuze! Pünktlich am Freitag, 09.10.2009, taucht zur verabredeten Zeit ein 2-Mann-Parkettleger-Team, bewaffnet mit dem benötigten Material und guter Laune, bei mir auf. Alles ist flott ins Untergeschoß getragen und der Chef empfiehlt sich. Einer bringt alle Holzsockelleisten mit Hilfe vieler, vieler Nägel wieder an ihren alten Platz. Der Andere verlegt das Holz in meinem Arbeitszimmer bei WEIT GEÖFFNETER TERRASSENTÜR. Leider nicht, ohne einen kleinen Rüffler von mir zu kassieren, denn das Zuschneiden der ersten 2 Bretter findet im Flur statt! IM FLUR! Im Treppenhaus! STAUB!!! „Was MACHEN Sie denn da?“ erkundige ich mich mit einer leichten Aufregung in der Stimme. „Wie, was mache ich da?“ Er staunt mich durch seine schleifstaubvernebelte Brille fragend an. „Ich meine: wieso schneiden Sie hier im Flur? Das staubt doch. Und der feine Staub verteilt sich überall im Haus. Warum arbeiten Sie nicht draussen auf der Terrasse?“ „Wo??? Auf welcher Terrasse???“……. Nach 4 Stunden gibt es keine lose herumliegenden Sockelleisten mehr und mein Arbeitszimmer nimmt das Aussehen eines bewohnbaren Raumes an. Uff, Teil 1 der Aktion ist geschafft. Die Herren werden von ihrem Chef wieder eingesammelt und verschwinden mitsamt dem Restholz, ihrem Werkzeug und Trinkgeld. Sofort manövriere ich meinen Staubsauger durch´s ganze Haus. Wenig später folgt der feuchte Wischmop. Anschliessend gewinne ich zuerst meine Fassung und später ein gewisses Wohlfühlgefühl zurück. Trotz allem bemühe ich mich, meinen Humor zu behalten. Nein, ich laß mich nicht unterkriegen. ICH BLEIBE BEI BESTLAUNE !!!! )
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