Am frühen Morgen auf der Fahrt zum Golfplatz war mein Leben noch in Ordnung. Ich ging mit einer Freundin 9 Loch, wovon ich später 7 Löcher locker aus meinem Gedächtnis gestrichen habe! und dann, an Loch 19 (es gab akzeptables Futter und einen guten Cappucchino und einen ebenso guten Espresso!) rief meine Tochter mich an um mir mitzuteilen, dass ihr gestern aufgefallen war (sie hatte nur vergessen, es mir zu sagen), dass der hintere rechte Reifen SEHR leer aussähe, quasi fast luftlos! Ich konnte das gar nicht glauben!
Phhh, als ich dann zum Auto kam, MUSSTE ICH ES GLAUBEN! Ui jui jui jui, was nun? Erstmal langsam losfahren. Wenn der Reifen bis hierher gehalten hatte, dann wird er das wohl noch ein paar Kilometer weiter aushalten. Dann fuhr ich aber doch vorsichtshalber die nächste Tankstelle an, setzte meine Unschuldsmine auf und bat den Herrn an der Kasse um seine Hilfe. Immerhin hatte ich noch nie in meinem ganzen Leben einen Autoreifen belüftet! und das teilte ich ihm mit. Der gute Mann zeigte sich hilfsbereit! Er bat mich jedoch, während er noch die anderen Kunden abkassiert, ich solle doch schon mal das Gerät, das da neben dem Gebäude hängt, holen. Gut, das schaffte ich reibungslos . Dann füllte er die Luft auf, runzelte seine Stirn (nein, er kratzte sie nicht) und schickte mich abermals los, das Gerät erneut aufzufüllen. Er verschwand kurz wieder hinter seiner Ladentheke, um Geld einzutreiben. Dann füllte er den Reifen abermals auf. Diesmal reichte die Luft und ich fuhr weiter. „Ich an ihrer Stelle würde jetzt nicht mehr auf die Autobahn fahren“ rief er mir aufmerksamerweise hinterher. Aha! Und wie, bitte, soll ich auf schnellstem Weg von dort an mein Ziel kommen? Immerhin wurde ich bereits erwartet! Oma-Tag! Ich fuhr auf die Autobahn! Na klar, wohin denn sonst? Zwischendurch signalisierte ich meinem wunderbaren Auto, dass ich es sehr, sehr lieb habe und die Reifen auch und dass die 4 nun doch bitte noch aus-halten und die gespeicherte Luft an-halten sollen. Ich würde mich, fest versprochen!, noch heute um den Austausch der Winterreifen auf die eingelagerten Sommerreifen kümmern. Und da sie – die 4 Winterreifen – ja sowieso ´runtergefahren seien, könnten sie sicher sein, dass sie in Bälde in Pension gehen könnten! Mein Besuch beim Reifenhändler fand dann doch kurzfristiger statt als ich dachte. Nachdem die Mutter meiner Enkel und ich uns erstmal einen ordentlichen Kaffee genehmigten und ich mit dem bügeln begann (als Oma ist Frau ja praktischerweise überall einsetzbar….), rief ich zwischendurch bei der Werkstatt an und fragte vorsichtig nach, ob sie denn heute, am Freitag, bis 18 oder besser 19 Uhr arbeiten. Oder, wenn nicht, ob ich morgen früh so gegen 8 Uhr vorbeikommen könne zwecks längst überfälligen Reifenwechsels. Es bedurfte von seiten der im Betrieb mitarbeitenden Tochter einer Rückfrage beim „Chef“. Der befand etwa 10 Minuten später – sie versprach, mich zurückzurufen! – dass er schon Feierabend habe, aber für mich, eine langjährige Kundin, eine Ausnahme mache. Ich solle mich jedoch bitte sputen. Je eher ich da sein könne, desto besser. Ach nein, er ließ ausrichten: um so besser. Ja, es heißt: um so besser – wir sind ja in Bayern! Schnellstens raffte ich die zu bügelnde Wäsche zusammen, warf sie in meinen Korb, winkte Kind und Enkeln zu und düste vom Hof. Zuerst wieder auf die Autobahn. Das ging gut bis Rosenheim. Dann entdeckte ich auf meinem Navi einen Stau auf Höhe Bruckmühl. Ach herrje! Blinker ´raus, die nächste Ausfahrt war meine! Ab hier ist Landstrasse angesagt. Ja mei, und die ist nun mal alles andere als rekordverdächtig, was die Geschwindigkeit anbelangt. Alles in allem kam ich aber ganz geschmeidig durch – staufrei mit guten Nerven. Was mich hätte nerven können, wurde überholt! Dann beim Reifenhändler eine üble Überraschung: die eingelagerten und jetzt endlich wieder zum Vorschein kommenden Sommerreifen waren genau so ´runtergefahren wie die Winterreifen (die übrigens bis hier her ganz fabelhaft die Luft angehalten hatten!). Was jetzt? Erstaunlicherweise wurde auch hier auf ein Kopfkratzen verzichtet! Die Preislisten wurden durchstöbert. „Da biste mit 500 Euro dabei!“ „Kommt nicht infrage. Der Wagen geht im Oktober weg. Solange müssen die halten!“ „Die halten Dir keine 5000 Kilometer mehr…“ Augenbrauen schnellen nach oben – seine, meine und die der Tochter. Ich bestand weiter darauf, dass ich nicht bereit sei, so viel Geld zu investieren. Nach längerer Überlegungspause räumte der Chef dann ein, dass er sich ja mal nach preiswerteren Reifen umhören könne. Aha! Na also, geht doch! Nach dem Wochenende, an dem ich das Auto vorsichtshalber in der Garage stehen ließ, fand ein reibungsloser Reifenwechsel auf akzeptable Sommerpneus statt zu einem Preis, der mich von Schnappatmung verschonte.
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